Meine Freundin Mechthild hat das in einem unserer Telefonate, in dem ich wieder endlos von Barney geschwärmt habe, zu mir gesagt.
Das letzte Kind hat ein Fell – darf man das so sagen? Und stimmt das denn?
Darf man ein Kind mit einem Tier, einem Hund vergleichen?
Wobei mir spontan einfällt, dass in der aktuellen Fernsehwerbung meine (alle) Zähne in Pflege, Wartung und Kosten mit einem Auto verglichen werden. Diese Werbung zumindest finde ich doof.
Wer Kinder hat, wird vermutlich differenzieren. Die Entscheidung bleibt individuell. Für mich ist die Geburt meines Sohnes, das Glück, die Verantwortlichkeit und die nicht in Frage zu stellende Liebe in dieser Beziehung einmalig.
Aber wenn ich sage „Das letzte Kind hat ein Fell“ -in diesem Moment wirft sich Barney mit seinen aktuell 21,6 Kilogramm hingebungsvoll auf meine ausgestreckten Beine und schließt die Augen zum Mittagsschlaf- dann lächle ich …….. eher ein breites Grinsen und immer noch ungläubiges Staunen.
Dieser heran wachsende Ridgeback ist mein Hund! Unser Hund!
Schon als Kind habe ich mir inständig einen Hund gewünscht. Und für kurze Zeit, ich bin wohl so zehn oder elf Jahre alt gewesen, haben wir einen Cockerspaniel gehabt.
Ich erinnere mich wie ich mit ihm durch die angrenzenden Weizenfelder gelaufen bin. Er war schon ausgewachsen, als er zu uns kam. Er kannte keinen Gehorsam und liebte es durch die Felder zu laufen, während ich gleichzeitig glücklich und angstvoll seine wippenden Ohren über dem Weizen verfolgte und hoffte, er würde irgendwann freiwillig zu mir zurück kommen. Das hat er auch immer gemacht und ich konnte ihn wieder anleinen.
Leider war unsere Familie nicht wirklich auf einen Hund vorbereitet. Mein Vater fühlte sich in seiner Autorität eingeschränkt, weil sich der Hund nicht den vollen Fressnapf wegnehmen ließ und nach ihm schnappte. Und als er dann auch noch den kleinen Cousin ansprang und umwarf stand fest: der Hund muss weg.
Als meine Schwester und ich aus dem Urlaub mit den Großeltern zurück kamen, hing als Erinnerung nur noch die rote Hundeleine im Keller. Ich habe sie mir genommen und versteckt. Als letzte Verbindung zu den glücklichen gemeinsamen Ausflügen ins Feld.
Es ist auch die letzte Erinnerung an unbeschwerte Kindheit in den siebziger Jahren: Eltern und Großeltern bauen ein Zweifamilienhaus. Als es fertig ist, ist es für die wachsende Familie schon zu klein. Eine Schwester und drei Jahre später ein Bruder – der ersehnte Sohn – werden geboren. Der Großvater suchtkrank, die Großmutter vom Leben enttäuscht, die Eltern zerstritten.
Scheidung, Auszug mit der Mutter, unstetes Leben mit mehreren Umzügen.
Schulabschluss, Studium und Umzug nach Berlin: Karriere und Katze. Glückliche Jahre mit einer Katze.
Hochzeit, Geburt meines Sohnes, für 15 Jahre zurück ins Rheinland.
Rückzug ins geliebte Berlin mit Sohn und neuem Mann.
Noch einmal auf Anfang.
Ein guter Anfang. Beständig, glücklich, Alltagsschwierigkeiten.
Luft geholt.
Da war doch noch etwas?
Ein Hund! Bitte, bitte einen Hund!
Während ich den Wunsch aussprach kam er mir selbst unrealistisch, utopisch und unerfüllbar vor. Wir – und ein Hund?!
Trotzdem: der Junior weitgehend selbstständig und unabhängig, mein Mann mit der Möglichkeit seine Zeit relativ frei einzuteilen und ich mit meiner knapp halben Stelle. Ausreichend Zeit hätten wir doch, oder?
Aus der Familie kamen bedenken: das Fell – die Haare, die Verantwortung, „Gassi gehen“, keine Privatsphäre mehr, keine Urlaubsreisen ohne Hund und schon gar keine Flugreisen………..
Aber ich möchte doch sooooo gerne…………
Ich kümmere mich um Futter und Verdauung, um Tierarzt, Krallen-, Zahn- und Ohrenpflege.
Nach vielen Diskussionen und auch Tränen fiel die Entscheidung gegen einen Hund.
Ich habe versucht loszulassen, mich von dem Gedanken an einen eigenen Hund zu verabschieden.
Nur mal ab zu nach Hunderassen gegoogelt.
Wir hatten während der Überlegungen und Diskussionen schon mal geschaut, welche Hunderasse für uns in Frage kommt und ein Rhodesian Ridgeback gefiel uns allen in Größe, Aussehen und Charaktereigenschaften von Anfang an sehr.
Zwischendurch habe ich auf den Seiten des Tierheims gesucht. Wenn ich dort einen Hund finden würde und dieser dann auch in eine dringend notwendige neue Familie vermittelt würde – da könnte doch aus meiner Familie kein Widerspruch kommen!
Mir wurde ganz schnell deutlich, dass ich im Tierheim keinen Hund für uns finden würde. Alle Hunde hatten Vorbesitzer und entsprechend Vorerfahrungen und immer gab es eine Anmerkung über Eigenheiten des Hundes.
In unserer komplizierten Situation fühlte ich mich damit überfordert. Wenn dann etwas nicht klappt, würde sich das doppelt und dreifach auswirken und unser Zusammenleben erschweren.
Aber ein Ridgeback. Ein Rhodesian Ridgeback war mein absoluter Wunschhund. Ab und zu zeigte ich meinem Mann Fotos von diesen Hunden und erklärte nachdrücklich wie gut es mir tun würde mit dem Hund unterwegs zu sein und auf gemeinsamen Spaziergängen zu entspannen.
Um es vorweg zu nehmen – ich schreibe ja keinen Kriminalroman – alle diese romantischen Vorstellungen und Wünsche haben sich bis zu diesem Zeitpunkt, Barney ist jetzt knapp fünf Monate alt, erfüllt.
Mein Mann ist ein wunderbarer Ehemann, der mich liebt und versucht mir alle Wünsche zu erfüllen. Und eines Abends, nach einer der zahlreichen Hunde-Anschaffungs-Gespräche sagte er zu mir: Also gut, wir machen das mit dem Hund.
Wir machen das mit dem Hund? Wirklich? Diesmal als Aussage und nicht als zweifelnde Frage?
Wir machen das mit dem Hund!
Was ist das für ein Gefühl, wenn man sich etwas so lange so sehnlich und manchmal gefühlt übertrieben und wie von Sinnen gewünscht hat. Was fühlt man? Ich habe erst einmal gar nichts gefühlt. Ich bin so baff gewesen, habe der Entscheidung auch noch nicht ganz vertraut, eine Rücknahme befürchtet.
Aber nur kurz, weil ich dann für mich entscheiden habe: ich kümmere mich jetzt darum, einen Hund in die Familie zu holen.
Das Netzt bietet viele Informationen und auch Angaben über Züchter und es ist aufregend zu lesen, dass ein Wurf geplant ist und mit einem ersten Telefonat Kontakt aufzunehmen.
Da es jetzt immer wahrscheinlicher ist, dass wir ein neues Familienmitglied bei uns begrüßen können, verkünden wir es auch im Freundeskreis – und erleben ganz unterschiedliche Reaktionen……….
Viele sind ganz begeistert, freuen sich mit uns und sind sehr gespannt. Wir erleben aber auch den Ausruf: oh Gott, ein Sklavenhalterhund. Ein vermeintlicher Bezug auf die Vergangenheit in der Rhodesian Ridgebacks in Südafrika von weißen Farmern als Schutzhunde eingesetzt wurden.
Januar 2019: Die Mutterhündin ist trächtig
Februar 2019: Jetzt ist es bald so weit. Wir haben die Züchter besucht und den dicken Bauch der tragenden Hündin neugierig und vorsichtig betrachtet und gestreichelt.
04.März:
Geburtstag? Geburtstag!
Die Welpen sind geboren! Am 04. und 05. März. Natürlich möchten wir einen Hund vom 05. März – dem Geburtstag meines Mannes.
April:
Lieber Herbert,
ich beginne mein Tagebuch an Dich ohne zu wissen, wie Du heißen wirst. Ob tatsächlich der Hundewelpe, der vom Züchter Herbert genannt wird, zu uns kommt.
Ich weiß noch gar nichts, außer dass die Wahrscheinlichkeit, dass wir ab Mai ein neues Familienmitglied dazu bekommen in den letzten Wochen deutlich gestiegen ist.
Und auch wenn Paul schon entschieden hat, Dich Herbert zu nennen, suchen Jo und ich schon nach einem anderen Namen – Deiner Herkunft, Deinen Wurzeln entsprechend.
Mai:
Du bist bei uns!!!
Am 1. haben wir drei Dich zu uns geholt – jetzt sind wir vier!!!
Auf der Fahrt zu uns hat Paul Dich auf dem Schoß gehalten, gestreichelt.
Alles machen wir zum ersten Mal und immer stellen wir uns die Frage: machen wir es richtig? Es scheint so…….Dir geht es gut, Du erkundest die Wohnung und kuschelst Dich zum schlafen bei uns ein.
Fressen und verdauen: klappt!
Streicheln, streicheln, streicheln.
Unsere kurzen ersten Spaziergänge sind aufregend. Wir werden immer angesprochen:
Ein erwachsener Mann bleibt abrupt stehen: Ist der schön! Zum niederknien
Darf ich ihn mal streicheln?
Oder ungefragt von einer Passantin: Ein Ridgeback, aha! Ein Hund für Fortgeschrittene. Das wissen Sie, oder?
Gerne werden wir auch gefragt: Ist das Ihr erster Hund? Wissen Sie, wie wichtig bei dieser Rasse die Erziehung ist? Das sind keine einfachen Hunde.
Es ist oft eine lange Zeit für kurze Wege: „Gassi“ gehen wird zur Herausforderung. Jeder möchte etwas zu unserer neuen Lebenssituation sagen – egal, ob er uns kennt, oder nicht.
Und die alte bulgarische Besitzerin des Second Hand Ladens mit zweifelhaftem Ruf fragt ausgerechnet mich „ Haben Sie keinen Charakter?“, weil ich Barney an einen Baum vor ihrem Laden pieseln lasse – ungefähr dort, wo sie immer ihre Zigarettenkippen hinwirft.
Die Bäckerin ist hingerissen. Sie hat jetzt immer Leckerchen für Dich vorrätig (die ich ihr auf Vorrat gegeben habe) und Du bist ein kluger Welpe – an der Eingangstür der Bäckerin führt jetzt kein Weg mehr vorbei.
Der Italiener aus dem Restaurant sieht Dich und ruft: „Ahhhhh, bellissimo cane, komm zu mir, komm her.“
Und wir? Haben einen Stapel Fachbücher neben der Couch und lesen……lesen……lesen: Grundregeln für das Zusammenleben 😉
Du machst es uns einfach. Von Beginn unseres Zusammenlebens an arbeitest Du mit uns zusammen.
Ich renne nachts mit Dir die Treppen runter zum pieseln, dafür machst Du nur wenige Male in die Wohnung und wenn, passenderweise direkt neben unserer Toilette.
Du frisst mit Leidenschaft, Du verdaust ebenso.
Wir binden uns aneinander, sind aufeinander neugierig.
Und wir sind ganz verkuschelt miteinander. Kaum setzt sich einer von uns auf das Sofa, kommst Du angewetzt. Du schaffst es noch nicht, auf das Sofa zu klettern oder zu springen – später wirst Du mit einem Sprung aus einem Meter Entfernung neben uns landen und Dich entspannt auf uns fallen lassen.
Jetzt stehst Du mit den Vorderbeinen auf der Kante und siehst uns an. Natürlich reagieren wir sofort und heben Dich zu uns auf die Sofadecke.
Juni:
Wir wachsen miteinander.
Und wir haben inzwischen die Aufmerksamkeit aller Menschen, denen wir begegnen. Insbesondere auch die anderer Hundebesitzer.
Gefragt und noch lieber ungefragt hören wir die Kommentare.
„Wie lange wollen Sie ihn noch tragen?“, höre ich, weil ich Dich sicherheitshalber über die grüne Ampel trage. Ich möchte nicht an der Leine ziehen und zerren.
Im Park dann: „Leine nicht so verkrampft halten!“, ein Hundehalter, der seinen Hund trotz Verbot frei laufen lässt und nicht einsieht ihn auf meine Bitte zurück zu rufen.
Und als letztes negatives Beispiel und Erlebnis die Hundehalterin, die mich mal wieder ungefragt über die schwierige Rasse Rhodesian Ridgeback „aufklärt“, während ihr Hund nach Dir schnappt und Dich unter dem Auge verletzt………
Und jeden Tag so viele freundliche, nette Menschen, die sich an Dir erfreuen, Dich bewundern und Dich streicheln möchten.
Du möchtest gerne jeden begrüßen und von jedem gestreichelt werden.
Wir sind jetzt auch in der Welpengruppe. Du triffst hier zwei Wurfgeschwister und andere Welpen. Kindergartenfeeling. Toben, toben, toben.
Du bist unermüdlich und ausdauernd.
Inzwischen ist uns Deine Ahnentafel zugeschickt worden, jetzt wissen wir genau, woher Du kommst 😉
Juli:
Wir sind jetzt in der Pfötchengruppe. Zusammenleben braucht Regeln. Die lernen wir jetzt 😉
Deine oberste Regel ist toben und Spaß haben. Mit uns und sehr gerne auch mit den anderen Hunden und auf jeden Fall mit Deinen Wurfgeschwistern.
Manchmal müssen wir da weg sehen: ihr rauft, kugelt euch, beißt euch. Aber ihr merkt auch, wenn es zu viel ist und dann beendet ihr den Kampf.
Du bist sehr neugierig und lernst gerne. Am liebsten auf Ruf zu uns laufen, dann „Sitz“ und „Chillen“. Die Belohnung ist Dir sicher.
„Barney – wo ist Jo?“. Sofort startest Du und läufst auf ihn zu.
„Das wird mal der Chef im Kiez“, sagt ein Spaziergänger, dem wir auf unserer Verdauungsrunde im Kiez begegnen.
Als ich von der Arbeit nach Hause komme, kommt mir Paul schon entgegen und sagt: „Wir haben einen Backenzahn verloren ;)“. Eine neue Lebensphase beginnt. Deine Milchzähne fallen aus…..wir suchen auf dem Teppich immer dann, wenn wieder einer fehlt. An ihrer Stelle wachsen beeindruckende große weiße Zähne. Unsere kleinen Beißspiele mit der Hand Schränken wir jetzt mal etwas ein.
Und dann findest auf der Bettablage meine Zahnspange für nachts. Die erledigst Du mit einem „Knacks“. Zwei Stunden später sitze ich bei der Zahnärztin und lasse einen neuen Abdruck machen.
Es ist so schön, das Zusammenleben mit Dir. Schöner, als jemals erträumt. Wir haben eine große Plastikbox mit Deinen Spielsachen. Abends sammeln wir mal alle zusammen.
Wenn Du uns zum Spielen aufforderst, holst Du Dir ein Spielzeug aus der Box und kommst angewedelt. Nach einer Zeit bringst Du es zurück und holst ein anderes. Wir haben erst an einen Zufall geglaubt, aber Du liebst diesen Ablauf.
Ich laufe jetzt nachts nicht mehr zwei Mal mit Dir zum pieseln. Einmal reicht aus und dann morgens wieder. Wir sind da jetzt sehr entspannt.
Du hast uns sowieso so schnell als Team erkannt. Es ist so einfach – ganz selbstverständlich schaffst Du es bis zum Baum, um zu verdauen. Ziehst an der Leine, wenn es schnell gehen muss 😉
Ich habe Paul gefragt, ob er sich überhaupt noch erinnern kann, dass Du Mal nicht in unserer Familie gewesen bist. Der Kopf weiß das, aber unsere Herzen können sich das gar nicht mehr vorstellen.
Wir werden oft angesprochen, weil Du so gut auf uns reagierst und gefragt, ob Du in die Hundeschule gehst.
Eine Nachbarin hat Dich angesehen: „ Na, Häschen, geht es Dir gut? Wo gehst Du denn jetzt hin?“
Mich hat sie zwar nicht gefragt, aber ich habe trotzdem geantwortet: „ Wir gehen jetzt in die Häschenschule………..“
Von einer anderen Frau haben wir ein Kompliment bekommen. Sie hat uns überholt und uns zugesehen bei unseren Übungen und dann gesagt, dass sie uns von Anfang an beobachtet und das es so toll ist was Du schon kannst und wie gut Du schon gehorchst. Ihr Vierbeiner ist zwei Jahre alt und weit davon entfernt so gut mitzuarbeiten. Ich habe jetzt auch mal vor Glück richtig Gänsehaut bekommen.
Es gibt nämlich auch ganz andere Erlebnisse. Der aggressive Mann gestern mit seinem aggressiven Hund, der meinte alle Hunde die sich treffen gehören zu einem Rudel und deshalb darf sein Hund Dich bedrohen, um Dir Deinen Platz zu zeigen.
Ich habe ihn angeschrien, dass er seinen Hund nicht unter Kontrolle hat und darüber hinaus Leinenpflicht besteht. Schreiende Frauen wirken ja oft bedrohlich, also hat er den Rückzug angetreten 😉
Ein Mopsbesitzer kommt mir im Park entgegen, sieht Deine Neugier und Dein Temperament und fragt mich: „ Was macht man mit so einem Hund? Gehen Sie noch arbeiten?“
Eine Frau kommt mir mit Fahrrad und Anhänger vorne vor dem Fahrrad in der zwei schon größere Kinder sitzen auf dem Gehsteig entgegen, ich lasse sie vorbei und sie sagt: „Entschuldigung, ich wollte jetzt gar nicht hetzen aber ich schaffs nach den Ferien noch gar nicht zurück in die Legalität, sonst würde ich absteigen.“ Kein Problem, Du sitzt ganz brav neben mir auf dem Gehsteig und wirst natürlich ausgiebig gelobt und belohnt.
August:
So könnte jeder Tag beginnen: Früh morgens im Grunewald. Toben, laufen, Übungen. Jo und Du und ich. Was für ein schönes Leben!
Was für Zähne jetzt bei Dir wachsen! Speichel, speichel………
Und kleine Rückfälle in frühere Wochen: beim Überqueren der Straße knurrst Du leidenschaftlich und beißt in die Leine. Grüne Ampelphasen interessieren Dich nicht…….
Wir beide stehen an der Straße: Aus der stoppenden noblen Karosse heraus lässt der Fahrer über den Beifahrersitz das Fenster runter: „Abgesehen davon, dass ich ihren Hund mag – wo ist denn hier die Suarezstraße?“ „ Danke – und: Sie stehen drauf.“
Mit Paul und Barney bin ich zum Spaziergang gewesen. Barney hat wieder nach Stöckchen gesucht und darauf rumgebissen. Und auf dem Rückweg angefangen, sich mit der Tatze im Laufen immer am Kopf zu reiben. Wir haben schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt deshalb haben wir versucht in seine Schnauze zu schauen. Zunächst konnten wir nichts bemerken, dann hat Paul mit dem Handy in die Schnauze geleuchtet und wir konnten sehen, dass sich ein kleiner Ast quer über den Gaumen in den hinteren oberen Zähnen verfangen hatte. Barney war es unmöglich sich davon zu befreien. Ich habe also die Hundeschnauze aufgehalten und Paul hat mit einem beherzten Griff tief in das Hundemaul gefasst und den Stock herausgezogen. Barney hat das ruhig machen lassen danach haben wir uns alle sehr erleichtert angeschaut.
Heute ist der Tag gewesen an dem mich tatsächlich mal auf der Straße eine nette Frau angesprochen und gefragt hat: „ Sie haben nicht zufällig noch ne Kacktüte dabei, die Sie mir geben könnten?“ „Klar, super gerne!“ „Vielen Dank! Wir sind selten in der Stadt unterwegs und dann hab ich sie vergessen einzustecken!“ Ich finde es toll, wenn die Besitzer von Hunden den Kot entsorgen und nicht so tun, als wüssten sie gar nicht, dass ihre Vierbeiner auch eine Verdauung haben und immer dann in die andere Richtung schauen, oder telefonieren, oder……..
Auf dem Weg im Park kommen uns zwei Joggerin entgegen und die eine grüßt sehr freundlich: „ Ah, hallo Barney!“ Sie und ihre Begleiterin stoppen und streicheln Dich. Du bist begeistert. Ich kenne die Beiden gar nicht…… macht nix, Sie kennen Dich 😉
Wir sind mit dem Auto nach Zermatt gefahren. Was für eine lange Fahrt. Wir hatten diesen Urlaub gebucht, bevor wir wussten, dass Du unser Leben bereichern würdest, aber – auch Nachfrage erklärten sich die Vermieter damit einverstanden, dass Du dabei bist. Sie haben auch einen Vierbeiner als Familienmitglied.
Wir haben einen Zwischenstopp bei Gundy gemacht, waren also zwei Tage unterwegs. Zwei Tage, in denen Du nicht wie gewohnt herumtollen konntest, sondern auf der Rücksitzbank auf den nächsten Halt gewartet hast.
Und wenn Du dann mal raus aus dem Wagen konntest, bist Du herumgetollt und gesprungen, dass ich Dich kaum halten konnte.
Deine ganze Jugendlichkeit war zu spüren, Deine Neugier und Lebensfreude.
Und ganz schnell bist Du dann auf Aufforderung auch wieder zum Auto und hast Dich mit den Vorderbeinen auf den Sitz gestellt – mit den Hinterbeinen heben wir Dich immer noch ins Auto 😉
26. August 2019
Heute sind Susanne, Jo und ich mit Barney rund um Zermatt einen Weg gewandert. Schön flach mit leichten Steigungen – für uns alle vier geeignet.
Auf der Hälfte der Strecke ist uns eine Frau mit drei kleinen Hunden begegnet: einem Dackel und zwei Mischlingen.
Barney ist ganz vorsichtig und leicht schnüffelnd an den drei Hunden vorbei gegangen und anerkennend sagte die Frau: „Daran erkennt man die schweizer Hunde – sind alle gut erzogen. Die Hunde von den Deutschen sind alle nicht erzogen.“ Wir sind dann schnell weitergegangen, bevor sie merkt, dass Du tatsächlich ein gut erzogener deutscher Hund bist 😉
Auf dem Rückweg hat Barney an etwas geschnüffelt, was ihm gut gefallen hat. Also hat er sich auf den Rücken geworfen und darin ausgiebig gewälzt.
Dabei ist er dann mit dem Hinterteil langsam aber sicher in den Abhang gerutscht und während er mich noch verwundert anblickte, rutschte schon das Halsband über seine Ohren er schlidderte 3 m den Abhang hinunter.
Während er langsam stoppte, spurtete Jo schon los, um über einen Seitenweg zum Hund zu kommen.
Barney schaut verwundert in jede Richtung, entschied sich für den kürzesten Rückweg und kam dann elegant und mit einem großen Sprung wieder den Abhang hoch zu uns zurück. Erleichtert habe ich ihn wieder das Halsband umgelegt – genug Abenteuer für heute.
Jo war wieder bei uns angekommen und gemeinsam haben wir die Ferienwohnung erreicht und uns alle mit einem besonders ausgiebigen Abendessen belohnt.
In Zermatt hat Barney in dem Zimmer von Jo und mir geschlafen und sich gerne an einer Seite des Bettes entlang auf seine Decken gelegt.
Zwei Tage vor der Abreise sind wir nachts aufgewacht, weil wir ein leises klägliches Fiepen gehört haben.
Barney war im Schlaf seitlich immer weiter unter das Bett gerutscht, dann aufgewacht, hatte sich auf die Vorder- und Hinterpfoten gedreht und kam jetzt nicht mehr unter dem Bett hervor, weil es zu eng war.
Ganz vorsichtig haben wir zu zweit unseren Hund unter dem Bett leicht zur Seite gedreht, an den Hinterbeinen gezogen und den Kopf etwas auf den Boden gedrückt. Barney hat wohl unglaubliches Vertrauen zu uns: er hat das alles mit sich machen lassen.
Als wir ihn unter dem Bett hervor gezogen hatten, haben wir uns alle drei erleichtert angeschaut und jeder hat sich wieder auf sein Bett verzogen.
Barneys Tagebuch 11.10.2019
Ich habe jetzt mal das Schreiben übernommen.
In den letzten fünf Wochen ist so viel passiert und mein Frauchen und mein Herrchen und der Paul sind so von der Rolle, dass ich mal für euch die Ereignisse zusammen fasse.
Nach unserem Urlaub in Zermatt waren wir wieder gut zu Hause angekommen. Dann begann die Zeit, in der ich mich nicht wirklich richtig wohl gefühlt habe. Starker Speichel ist mir aus dem Mund gelaufen und ich habe meine Lefzen hochgezogen und kräftig den Kopf geschüttelt.
Das war wohl für mein Frauchen ein sehr erschreckender Anblick. Obwohl die Situation nach 10-15 Sekunden vorbei war und ich mich daran auch gar nicht mehr so erinnern konnte.
Sie ist dann direkt mit mir zum Tierarzt gegangen, damit er mich untersucht. Der Tierarzt konnte nichts feststellen: ich hatte kein Fieber, meine Augen waren klar, mein Herz hört sich gut an und meine Lunge war frei.
„Alles in Ordnung“, hat er zu meinem Frauchen gesagt. „Vielleicht hat er etwas Falsches gefressen und nicht vertragen oder ein Insekt hat ihn gestochen. Jetzt scheint aber alles wieder in Ordnung zu sein.“
Wir sind dann also erleichtert nach Juist gestartet.
Leider war nicht alles in Ordnung.
Auch auf Juist habe ich diese kleinen Anfälle bekommen und langsam machten sich Frauchen und Herrchen richtig große Sorgen um mich.
Als wir einige Tage aus dem Urlaub zurück waren, habe ich zu Hause einen richtig großen Anfall bekommen.
Es hat mich nicht mehr auf den Beinen gehalten. Ich habe auf der Seite gelegen, mit den Beinen gerudert, die Augen verdreht und der Speichel ist mir aus dem Mund gelaufen. Ich habe davon nichts mitbekommen.
Am nächsten Tag sind Herrchen und Frauchen mit mir ganz schnell zum Tierarzt gegangen. Ich bin auch sofort untersucht worden und weil Herrchen ein Video von meinem Anfall gemacht hat, war auch sehr schnell klar, dass es viele weitere Untersuchungen geben würde.
Die Tierärztin hat zum ersten Mal das Wort „Epilepsie“ genannt. Sie hat uns Tabletten und ein Notfall Medikament mitgegeben, weil es Samstag war.
Wir haben verabredet, dass wir zum Wochenbeginn für weitere Untersuchungen zu ihr kommen.
Was soll ich euch sagen, so weit sind wir gar nicht gekommen.
Ich habe am gleichen Tag noch weitere schlimme Anfälle bekommen und so haben Herrchen und Frauchen mich ganz schnell ins Auto gepackt und wir sind in die Tierklinik gefahren.
Dort habe ich sofort einen Zugang am Bein bekommen, damit man mir helfen kann wenn ein neuer Anfall kommt.
Kurze Zeit später, während wir auf die Untersuchung gewartet haben, war es auch schon so weit. Ich habe ganz schnell ein Beruhigungsmittel bekommen und es war klar: ich muss in der Klinik bleiben.
Die Zeit in der Klinik möchte ich am liebsten ganz schnell vergessen.
Ohne meine Familie und in dem kleinen Kasten und niemand der sich wirklich um mich kümmert und immer dieses Blut abnehmen.
Ich habe aber keinen weiteren Anfall gehabt und nach zwei Tagen sind Herrchen und Frauchen gekommen und haben mich wieder abgeholt.
Ich war langsam auch schon etwas ungehalten geworden, das hat die Ärztin meiner Familie auch erzählt.
Als sie mich an der Leine zu Ihnen zurück gebracht hat, habe ich stark gezogen. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Ausgang, aber dann habe ich die beiden entdeckt und meine Freude kannte keine Grenzen.
Ich bin so froh gewesen endlich wieder zu Hause zu sein und das hab ich auch allen gezeigt. Ich brauchte ganz viele Streicheleinheiten und ganz viel Aufmerksamkeit.
Vier mal am Tag bekomme ich jetzt Medikamente: morgens um sechs, mittags um 14:00 Uhr, um 18:00 Uhr und um 22:00 Uhr.
Meine Medikamente müssen mir immer ganz pünktlich gegeben werden, damit sie richtig wirken können.
Ich habe schon gemerkt wie angestrengt und besorgt Herrchen und Frauchen sind. Sie machen sich große Sorgen um mich und sie überlegen auch, wie unser gemeinsames Leben weitergehen kann.
13.10.2019
Eine Woche habe ich ohne einen Anfall geschafft. Was für eine schöne Zeit! Wir haben sie alle sehr genossen!
Gestern haben wir uns mit meiner Schwester Hedda und Ihrer Familie getroffen.
Mehr als 1 Stunde sind wir durch den Grunewald spazieren gegangen.
Hedda und ich haben nach Herzenslust getobt und wahrscheinlich auch noch ein bisschen mehr als unbedingt nötig gewesen wäre. Schließlich haben sie uns voneinander getrennt, weil ich so wild getobt habe, dass Hedda sich nicht mehr richtig gegen mich wehren konnte.
Ich kenne das ja von mir. Ich bin dann so voller Spielfreude und so voller Kraft, dass ich kein Ende finde und mein Spiel immer wilder und wilder wird.
Das ist auch schon so gewesen, als ich mit meinem Bruder Santos unterwegs war. Nach dem letzten Treffen mit ihm habe ich meinen ersten Anfall bekommen.
Naja, die genetische Untersuchung auf Epilepsie ist jedenfalls negativ gewesen.
Jetzt kommt nächsten Donnerstag eine weitere große Untersuchung für die ich sogar eine Narkose bekomme. Ich komme dann in ein MRT, damit alles im Kopf genau abgebildet werden kann und außerdem wird mir etwas Gehirnflüssigkeit aus dem Rückenmark entnommen, um dies zu untersuchen.
Eine schwere Zeit für uns alle.
Ich habe dann versucht Herrchen etwas aufzumuntern und mir vom Obsttisch zwei Bananen geschnappt.
Ganz langsam bin ich an ihm vorbei gelaufen, damit er es auch merkt.
„Moment mal“ hat er gesagt, „was hast du denn da? Das geht aber gar nicht.“
Er hat mir dann die Bananen weggenommen. Das war aber nicht weiter schlimm, weil ich später eine halbe Banane als Leckerchen bekommen habe.
19.10.2019
Ich liege neben meinem Frauchen auf dem Sofa und merke, dass sie darüber nachdenkt was in den letzten Tagen alles passiert ist.
Ich bin im MRT gewesen und etwas von meiner Gehirnflüssigkeit haben sie mir auch durch eine lange Nadel und einen Einstich am Rückenmark abgezogen.
Auf dem MRT konnte der Arzt leichte Entzündungsherde in meinem Gehirn sehen. Er vermutet dass dies von dem starken Anfall gewesen ist, den ich an dem Tag gehabt habe.
Das Ergebnis von der Liquor Untersuchung bekommen wir am Montag.
Na, die Ärztin bei der ich sonst in Behandlung bin hat auch noch angerufen und gesagt, dass bei der Zeckenuntersuchung ein kleiner Hinweis auf eine mögliche Infektion von einer Zecke zu erkennen ist. Deshalb machen sie da jetzt auch noch eine genauere Untersuchung.
Mir ist das alles ganz egal. Der Arzt hat meine Medikamente umgestellt und im Moment bekomme ich die doppelte Dröhnung. Das eine Medikament wird dann langsam aus geschlichen und das andere Medikament bleibt. Das muss gemacht werden, weil offensichtlich das erste Medikament nicht wirksam gegen die Anfälle gewesen ist.
Frauchen hat gesagt, ich wirke wie auf LSD: überall möchte ich ganz genau schnüffeln, ich bin ganz hungrig und ich bin zwischendurch total aufgedreht.
Aber direkt nach der Untersuchung habe ich schlimme Kopfschmerzen gehabt. Im Auto habe ich dann auch etwas gejammert und gewinselt. Das ist sonst gar nicht meine Art.
Ich merke aber, dass es Herrchen und Frauchen gar nicht gut geht. Sie sorgen sich sehr um mich und sie machen sich auch große Gedanken darum, wie unsere gemeinsame Zukunft gestaltet werden könnte oder ob es eine gemeinsame Zukunft für uns gibt.
Ich für meinen Teil strenge mich mega an.
Als wir heute unterwegs gewesen sind, habe ich meistens richtig gut gehört und bin den Anweisungen gefolgt. Wenn dann nur nicht wieder diese vielen Gerüche in meine sensible Nase gestiegen wären ………
Eigentlich würde ich mich ja jetzt mit anderen Hunden treffen oder mit meinen Geschwistern.
Oder Stunden bei meinem Hundetrainer haben, um neue Tricks zu lernen und zu sehen wie das Zusammenleben mit Herrchen und Frauchen in Zukunft aussehen kann. Naja das muss jetzt wohl alles erst einmal warten.
23.10.2019
In der Zwischenzeit ist viel passiert.
Während ich dies schreibe liegt Barney auf dem Sofa.
Nach drei Tagen in denen er sehr wackelig auf den Beinen gewesen ist und wirklich sehr erschöpft und erledigt war, hat er heute mal wieder richtig getobt und zwei Haushaltsrollen auseinander genommen.
Wir haben eine schwere Zeit voller Sorge.
Seit gestern wissen wir, dass Barney tatsächlich Epilepsie hat.
Manchmal, wenn er uns mit seitlich geneigtem Kopf anschaut, nennen wir ihn zärtlich unser kleines Epizentrum.
Er bekommt jetzt häufiger Spitznamen von uns.
Weil er bei unseren kurzen Spaziergängen um den Block immer ganz lange an allen Ecken schnüffelt und alle Gerüche so intensiv wahrnimmt, nennen wir ihn auch scherzhaft: Bronsky the sniffer and fighter.
Wir haben die Züchter über die Diagnose informiert. Haben ihnen gesagt, dass wir dringend Unterstützung brauchen um gemeinsam zu entscheiden, wo Barney in Zukunft leben kann und wie er am besten versorgt wird. Wir schließen nicht aus, dass er bei uns bleiben kann, aber wenn wir keine Möglichkeit finden ihn frei von Anfällen zu bekommen, wird das sehr schwierig.
Wir haben auch angesprochen, dass wir sehr hohe Ausgaben für die medizinischen Untersuchungen und Medikamente haben und das wir uns wünschen, dass wir uns jetzt alle zusammensetzen und schauen wie es weitergehen kann. Unsere Züchter haben uns sofort geantwortet, dass sie sich natürlich mit uns zusammen setzen und wir jetzt gemeinsam schauen wie eine Zukunft aussehen könnte und sie sich natürlich finanziell auch mit verantwortlich in der Situation fühlen. Diese Rückmeldung ist eine Erleichterung für uns gewesen.
Ich überlege die WhatsApp Gruppe mit den Geschwistern von Barney zu verlassen, weil ich gar nicht gut aushalten kann alle herum toben zu sehen, unbeschwert und gesund.
Dann muss ich wieder daran denken , dass der Hundeneurologe gesagt hat: „Epilepsie ist eben wie ein Niesen im Gehirn.“
Und dann denke ich mir: ja so ein Niesen, das ist ja jetzt nicht ein großes Problem, damit müssten wir doch zurecht kommen.
Und heute beim Spaziergang hat Barney von einem vorbeieilenden Mann wieder ein Kompliment bekommen: was für ein schöner Hund!
11.11.2019
Lieber Barney, heute Morgen bist du gestorben.
Es ging dir seit gestern schon richtig schlecht. In den letzten Tagen hast du jeden Tag einen epileptischen Anfall gehabt, trotz sehr hoher Medikation.
Heute Morgen dann wieder ein schwerer Anfall auf dem Bürgersteig.
Wir sind als Notfall in die Tierarztpraxis und dort hast du den nächsten Anfall bekommen.
Du hast uns gar nicht wahrgenommen, bist ziellos auf der Suche nach Futter durch den Praxisraum gelaufen, hast Dich nicht mehr beruhigen lassen.
Uns wurde klar, dass Deine Lebenszeit zu Ende geht.
Vielleicht hast du das schon vorher gewusst, so wie du gestern mit mir um den Lietzensee gerannt bist.
Gestern bist du auch schon ein bisschen wie nicht mehr von dieser Welt gewesen.
Unruhig. Hast dich nicht gerne anfassen lassen.
Hast zwei Mal fast spielerisch fast ernst nach Paul geschnappt. Einmal nach mir.
Wir haben so sehr gehofft in den letzten Wochen, dass wir mit den Medikamenten eine Möglichkeit finden Dich stabil zu halten.
Jetzt sitzen wir hier und ich habe ein Kerze angezündet.
Und denken an dich, weinen laut heraus, klagen, finden es ganz schrecklich, fühlen uns ganz verloren.
Wir suchen uns die schönen Wochen und Monate mit Dir ins Gedächtnis, reden darüber, können zwischendurch lachen und fangen dann wieder schrecklich an zu weinen.
Wir vermissen dich unendlich.
Wir haben beschlossen, dass du jetzt unser Schutzhund wirst.
Du wirst auf uns warten und uns dann wieder entgegen kommen, so wie du uns immer entgegengekommen bist:
Den Schwanz fast wie ein Quirl drehend aus Freude uns zu sehen.
Du hast uns deutlich gemacht wie wichtig unsere Familie ist, wie wichtig Zusammenhalt ist.
Und wie wichtig es ist füreinander da zu sein und respektvoll und liebevoll miteinander umzugehen.
Das nehmen wir aus der Zeit mit dir mit.
Und wieder ist sie da, diese furchtbare unendliche Trauer darüber, dass du gestorben bist.
Dass du kein langes erfülltes Hundeleben gehabt hast.
Du hast uns in deiner Liebe und deiner Zärtlichkeit erobert, wenn du uns stürmisch abgeleckt hast und am liebsten auch noch schnell das ganze Gesicht. Du hast uns gezeigt, was Rudel ist.
Du hast uns vertraut und du hast dich mit uns sicher gefühlt.
12.11.2019
Jo hat letzte Nacht von Barney geträumt.
Er hat geträumt, dass er Barney sein Fell ausziehen konnte.
Wie mit einem Reißverschluss, als wenn er ihm das Geschirr ausziehen würde. Und darunter war das Fell noch schöner und noch glatter.
In seinem zweiten Traum waren wir wieder mit Barney in den Bergen. Er hatte sich bei einem Spaziergang sein Halsband abgeschüttelt. Er ist aber nicht davon gelaufen Jo hat gerufen: „Barney Stop!“ Barney hat sich umgedreht und gesagt: „Aber ich lauf doch nicht weg, ich bleibe doch bei Euch!“
Um so vieles ärmer ist unsere Welt ohne Barney.
Bedingungslose Liebe, bedingungsloses Vertrauen, Rudelmiteinander.
Immer Begeisterung darüber, dass es uns gibt. Immer Bereitschaft – was auch immer – mit uns zu erleben.
08.12.2019
Wir haben jetzt die Asche von Barney bei uns zu Hause.
Im Frühjahr, wenn die Sonne wärmt, werden wir sie im Grunewald auf seinen Lieblingswegen verstreuen.
Und ganz vielleicht haben wir dann einen kleinen Hund dabei, der auch unsere Herzen gewinnt und hoffentlich ein langes Hundeleben hat.
Bis dahin – über den Winter – ist die Urne bei uns im alten Kachelofen aufbewahrt, zusammen mit einigen Milchzähnen und Schnauzhärchen.
Und Barney bleibt für immer unser Schutzhund.
18. Februar 2020
Liebe Leser*in,
Barney fehlt uns jeden einzelnen Tag. im März werden seine Geschwister ein Jahr alt…
Es hat uns gut getan so viel Anteilnahme zu erfahren und uns freut jeder liebevolle Gedanke an Barney!
Wir haben entschieden, diese Seite weiter zu führen – es wird einen neuen Familienhund in unserem Leben geben.
Barney wird für immer unser Schutzhund bleiben!
4. Juni 2020
Vor zwei Tagen haben wir die Asche von Barney am Teufelsberg auf einem seiner Lieblingswege verstreut. Ein Stückchen vom Weg ab an einem Baum.
Eine kleine Staubwolke ist im morgendlichen Sonnenschein aufgestiegen.
In den nächsten Monaten werden wir durch jedes monatliche Kalenderblatt auf unserem Jahreskalender an ihn und unsere gemeinsame Zeit erinnert.
11.11.2020
Jahresgedächtnis: Heute denken wir ganz besonders an unseren Barney of Kimbunga Kifahari
geboren am 05. März 2019
gestorben am 11. November 2019 an Epilepsie.
Du bist und bleibst unser Schutzhund.
Jeder gemeinsame Tag von Deinem viel zu kurzen Leben ist für uns ein Erlebnistag gewesen!
Lieber Barney, ich war mit Sigrid lose für zwischen den Jahren verabredetet und freute mich auf unser Wiedersehen – und einen Spaziergang zu dritt mit Dir. Seit Mai bin ich Dir und Sigrid zwar höchstens drei- bis viermal zufällig im Kiez begegnet, aber Du hast einen starken Eindruck bei mir hinterlassen und ich fand Dich wunderbar. Sigrid antwortete mir auf meine Wiedersehen-Idee, dass Du gestorben seist und verlinkte Euer Tagebuch. Mir fehlen die Worte. Ich bin so betroffen darüber, dass Du so früh sterben musstest….
Es war schön zu erfahren, wieviel Freude und wieviel mehr Du den Kirschnioks mit Deinem Dasein geschenkt hast. Diese bedingungslose Liebe gibt es unter uns Menschen leider selten. Alles Liebe von Marita
Eine einzigartige, wunderschöne Geschichte. Ich bin dienstlich nicht selten mit Verletzten und Toten tätig und habe sicherlich ein recht unangreifbares und dickes „Fell“ .
Dennoch ist mir die Geschichte von „Barney“ richtig tief unter die Haut gegangen und es kullerten sogar ein paar Tränen über die Wangen.
Ich vergleiche aus der Geschichte einige Passagen mit meinem Tier; wenn gleich es kein Hund, sondern ein kleiner, über alles geliebter Kater ist.
Danke für „Barney‘s“ Geschichte; ich werde sie sicherlich nicht vergessen !!!
Alexander Becht
Lieber Herr Becht, vielen Dank für Ihre Zeilen!
Eine sehr traurige, aber auch rührende und tröstliche Geschichte . Rest in Peace, lieber Barney!, Margaretha