Züchter

Unser Hund Barney ist gestorben. Er ist an den Folgen von Epilepsie gestorben.

Er hat gekämpft und wir haben um ihn gekämpft.

Acht Monate ist er alt geworden. Wir haben alle verloren.

Es gibt auf diesem Blog ein Tagebuch über die wundervolle und bereichernde Zeit mit ihm.

An dieser Stelle geht es für mich darum, dass Verhalten der Züchter zu beschreiben: vom Kennenlernen über die Begleitung des gesunden Hundes, bis zur Begleitung von Barney und uns während der Krankheit.

Ich finde das ebenso wichtig, weil das auch Geschehnisse gewesen sind, die uns geprägt haben.

Als wir uns für einen kleinen Ridgeback entscheiden konnten, haben wir nach Züchtern gesucht, die im Umkreis von Berlin wohnen.

Im Telefonat mit der Züchterin stellte sich dann heraus, dass sie zwar ihren Hauptwohnsitz am Rand von Berlin hatten, zur Zeit aber in einem Haus an der Ostsee wohnten. Diese Wohnsituation würde sich auch bis zu Geburt und Abgabe der Welpen nicht ändern.

Egal – dann machen wir uns eben auf den Weg an die Ostsee.

Unser erstes Treffen mit den Züchtern und den beiden im Haushalt lebenden Hündinnen ist sehr entspannt und freundlich verlaufen.

Wir waren – wie es fast zu erwarten war – begeistert von den beiden Hündinnen.

Zu diesem Zeitpunkt war eine Hündin bereits trächtig und wir freuten uns, uns um einen Welpen bewerben zu können.

In den folgenden Wochen hatten wir losen Kontakt zu den Züchtern und wussten deshalb, dass die Schwangerschaft gut verlief und Hundebabys unterwegs waren.

Im Urlaub erreicht uns dann die Nachricht, dass Welpen geboren worden waren und wir in vier Wochen die Möglichkeit hätten, diese kennen zu lernen.

Zwei Tage später bekamen wir einen Anruf, dass am Folgetag auf dem Weg zum Tierarzt im Auto unbemerkt ein weiterer Welpe geboren worden war.

Beim Tierarzt kamen zwei weitere kleine Ridgebacks zur Welt.

Da dieses Datum genau auf den Tag des Geburtstags meines Mannes fiel, haben wir uns auf den kleinen Rüden, der im Auto geboren worden war, beworben.

Nach Versicherung der Züchter war er kerngesund und putzmunter. Allerdings verstarb in den Folgetagen sein letztgeborenes Geschwisterchen. Es war nicht kräftig genug zur Welt gekommen.

Vier Wochen später lernten wir Barney kennen und es war auf beiden Seiten Liebe auf den ersten Blick.

Weitere vier Wochen später konnten wir ihn zu uns nach Hause holen.

Die Züchter erkundigten sich telefonisch, ob alles in Ordnung sei und das Miteinander gut funktioniert und wir verabredeten auch einen Besuch. Dieser Besuch fand sehr entspannt statt.

Als Barney fast 6 Monate alt war, zeigte er erste Anzeichen der Epilepsie.

Wir sind sofort zu unserem Tierarzt gegangen, der den Hund untersuchte und ihn für gesund befand. Er vermutete, dass der Hund etwas Unverträgliches gefressen hätte oder von einem Insekt gestochen worden wäre.

Zusammen mit Barney waren wir dann auch auf einer Hundeausstellung, an der auch die Züchter teilnahmen. Barney belegte dort den dritten Platz, obwohl er noch sehr temperamentvoll und verspielt war.

Kurz nach dieser Ausstellung bekam Barney seinen ersten heftigen Epilepsieanfall. Wir sind sofort in eine medizinisch sehr gut ausgestattete Tierarztpraxis gegangen und bekamen dort Medikamente zur Erstversorgung.

Leider verschlechterte sich sein Zustand innerhalb von zwei Tagen so, dass wir am Wochenende in die Tierklinik gefahren sind und Barney dort auch zwei Nächte bleiben musste.

Zu diesem Zeitpunkt haben wir natürlich die Züchter informiert.

Sie reagierten sehr betroffen und versprachen uns jede Unterstützung die wir bräuchten. „Wir sind bei euch und lassen euch in der Situation nicht alleine“, versicherten sie uns.

Diese Versicherung hörten wir in den Folgewochen immer wieder.

Allerdings kam es nie zu einer der versprochenen Begleitungen zu einem Tierarzt oder zu tierärztlichen Untersuchungen.

Sie wünschten sich aber eine Reihe von medizinischen Untersuchungen wie MRT und Liquor Untersuchung, Lebershunt und Zeckenprofil.

Dabei sicherten sie uns eine Beteiligung an den Kosten zu, die insgesamt während der Ausschlussdiagnostik über 3500.-€ betrugen.

In der Hoffnung Barney mit Medikamenten stabil zu halten und ihm ein fast unbeschwertes Leben zu ermöglichen, bedankten wir uns für diese Zusicherung und baten darum die Klärung der Zahlungsmodalitäten – welche Kosten sie für welche von Ihnen extra gewünschten Untersuchungen übernehmen -in die Zeit zu verschieben, in der es Barney besser ginge.

Als Barney mit Medikamenten dann tatsächlich zwei Wochen ohne Anfall war – das dachten wir zumindest – nahmen wir Kontakt mit den Züchtern auf, um einen Termin zu vereinbaren.

Ihren zunächst geäußerten Wunsch an die Ostsee zu ihnen zu kommen, lehnten wir ab. Wir wollten mit dem kranken Hund nicht so weit fahren. Schließlich einigten wir uns auf einen Kaffee am Rand von Berlin.

Dieses Treffen mit den Züchtern war speziell. Mehr als 1 Stunde ging es um Belanglosigkeiten und Geplauder.

Schließlich habe ich die Vereinbarung angesprochen.

Der Züchter erklärte darauf hin, dass seine Frau ja bei uns im Wort stände und sie deshalb ja wohl auch etwas zahlen müssten.

Er erklärte sich zur Zahlung von 1000 € bereit. Im Gegenzug wünschten sie sich von uns die Unterzeichnung einer Verschwiegenheitserklärung.

Wir trennten uns in der Vereinbarung, dass sie uns diese Formulierung zusenden würden, damit wir uns das Formular durchlesen.

Leider ging es Barney in den Folgetagen schon wieder sehr viel schlechter. Es zeichnete sich ab, dass auch die hohe Medikation nicht wirkte und er womöglich in seiner Epilepsie nicht einstellbar war. Wir waren verzweifelt.

Gleichzeitig hörten wir von den Züchtern nichts mehr.

Auf mehrmalige Nachfrage und Bitte um Unterstützung – wir hatten gehofft Barney vielleicht in eine Hundegruppe oder auch an einen hundeerfahrenen Menschen vermitteln zu können – erreichte uns schließlich die Nachricht, dass sie uns nicht helfen könnten und gleichzeitig ein bereits von der Züchterin unterschriebenes Schreiben mit der so genannten Verschwiegenheitserklärung.

Darauf war formuliert, dass mit einer einmaligen Zahlung von 1000 € alle Ansprüche abgegolten seien und wir weder dem Zuchtverband noch anderen Dritten gegenüber etwas von Barneys Erkrankung sagen oder diese informieren dürften.

Andernfalls wurde uns eine Strafe von 2500 € angedroht.

Wir weigerten uns diese Erklärung zu unterschreiben und damit war der Kontakt beendet.

Der Züchter entfernte uns sofort aus der WhatsApp Gruppe, die uns mit den Wurfgeschwistern verbunden hatte.

Jeder Kontakt sollte unmöglich werden.

An einem der Folgetage ist Barney gestorben.

Zwei Tage danach haben wir entschieden, die Zuchtverbände zu informieren.

Inzwischen ist die Wurfplanung mit der gleichen Verpaarung wie die ersten beiden Würfe von der Website der Züchter entfernt worden.

Ganz persönlich möchte ich sagen, dass ich bei meinen Ansprechpartnern bei den Zuchtverbänden Mitgefühl und Unterstützung erfahren habe. Es war Zeit über meine Trauer zu sprechen.

Züchter, oder Hobbyzüchter die sich nur zeigen, wenn alles in Ordnung ist, brauche ich nicht mehr.

Und völlig unbestritten ist es wohl für jeden Menschen, der einen Hund als neues Familienmitglied in sein zu Hause holen möchte, dass er sich seriös über mögliche Risiken oder Krankheiten in der Verpaarungslinie der Hunde informieren kann.

Oder, wie in unserem Fall einer primär genetischen Epilepsie, zumindest durch seine Züchter Unterstützung und Begleitung erfährt.

Sogenannte „Züchter“, wie die Verkäufer unseres Barney sind ausschließlich an ihrem Gewinn interessiert.

Natürlich haben wir bis heute – entgegen aller Zusicherung – keinen Euro Erstattung der Tierarztkosten oder irgend ein Zeichen von Mitgefühl bekommen.

In Gesprächen mit anderen Züchtern haben wir erfahren, dass die Verkäufer von Barney innerhalb des Verbandes schon häufiger durch ihr unprofessionelles Verhalten aufgefallen sind.

Alle haben erklärt, dass bei so einem Unglück natürlich der Kaufpreis zurück gezahlt, oder aus dem nächsten Wurf ein Welpe kostenfrei vermittelt wird.

Zu einem weiteren Wurf kommt es bei diesen Verkäufern hoffentlich nicht.

Es gibt eine Empfehlung, mit keiner der beiden Hündinnen und auch mit keinem der Wurfgeschwister aus den beiden Würfen weiter zu züchten.

18. Februar 2020

Liebe Leser*in,
bis heute haben sich die Verkäufer von Barney bei uns nicht gemeldet. Sie haben sich nicht für ihr Verhalten entschuldigt und sich auch nicht wie versprochen an den Kosten für die medizinischen Untersuchungen von Barney beteiligt.

11.11.2020

Seit einigen Tagen haben die Züchter einen weiteren Wurf für den Sommer 2021 angekündigt.
Findet eine Verpaarung in der Verwandtschaftslinie von Barney statt wird der VDH und der DZRR darüber informiert.